Die Unvereinbarkeit des hochtrabenden Namens mit einer gänzlich unbeeindruckenden Erscheinung teilt die neue Paulskirche mit derjenigen, auf deren frei gewordenem Platz sie erbaut worden war.
Jene war mehr kaum mehr als eine Kapelle gewesen, steinern zwar, doch kaum zwei Dutzend Jahre alt.
Ein kleines Bürgerhaus war, aus einem Grund, den zu rekonstruieren kaum mehr möglich sein dürfte, damals bis auf die Grundmauern niedergebrannt, wobei die Besitzer entweder darin umkamen oder die Stadt daraufhin verließen.Jedenfalls stellte es die Prager Amtskirche weder finanziell noch sonstwie vor ein größeres Problem, den Raum aufzukaufen, um noblen Spendern und betuchten Sündern die Möglichkeit zu bieten, mit einer Beteiligung an einem hochheiligen Zweck seiner Seele ein Stück Erlösung zu erwerben.
Mehrere Prager der näheren Umgebung taten sich zusammen und errichteten - vorteilhafterweise zum Teil aus Resten des vorigen Gebäudes, die durch aufmerksame Wachen der Kirche vor Diebstahl geschützt wurden - eine kleine Kirche, oder vielleicht eher eine große Kapelle dort.
Die finanzielle Hauptlast wurde dabei von dem in jener Zeit recht bekannten Paul Sorenscány getragen, der sich jedoch im Nachhinein weigerte, zu etwas Geringerem als eine Kircher beigetragen zu haben.
Insbesondere als Probleme mit dem Mauerwerk und dem Unterboden eine unvorhergesehen kräftige, weitere Geldspritze aus dem goldgefüllten Arztkoffer des Herren Sorrenscány nötig machten, einigte sich der amtierende Bischof mit dem Erbauerkonsortium auf den Namen "Kirche des Heiligen Paul", oder St. Paulskirche.
Während dem blutigen, aber im Vergleich zur langen Geschichte Prags fast vernachlässigbar kurzzeitigem Aufbegehren des Blutkultes als eine der ersten niedergebrannt, lag die Kirche monatelang, diesmal unbewacht, in Ruinen.
Ruinen, von denen nach der Zerschlagung des Kultes so gut wie nichts mehr übrig war.
Dem neuen Bischof Bernhard fehlten die Mittel, um in der Kleinseite "auf die Schnelle" ein neues, steinernes Bauwerk emporzuziehen, vielmehr mussten die Gelder dafür nun in langer Arbeit den reichen Händlern abgerungen werden.
In der Zwischenzeit ließ er dort, wo keine Steine mehr vorhanden waren, provisorische Gebäude aus festem Holz errichten, bis langfristigere Räumlichkeiten finanziert werden konnten.
(Basierend auf: http://www.kreidefelsen.de/insel-guide/Ruegen/images/ralswiek7.jpg)
Innenraum:
Für die, die sich die Zeit nahmen, auch ihre anderen Sinne zu bemühen als nur den des Sehens, war ein durchaus angenehmer Geruch nach Wachs und Holz wahrnehmbar, sowie das eine oder andere Knarzen, sei es durch die sich lansam setzenden Holzbalken der Kirche, sei es durch einen unruhigen Gast, der sich auf den einfachen, völlig Polster- und schmucklosen Bänken bewegte, verursacht.
Mochten die Gäste aufmerksam sein oder nicht, auf jeden Fall waren es die Heiligen in den großen, in Ermangelung bemalter Glasfenster über den Lampen angebrachten Bilder, die mit leidendem oder gestrengem Blick jeden durchbohrten, der es wagte, den Kopf in jene Richtungen zu wenden.
Es waren mitnichten Meisterwerke, die hier eine provisorische Bleibe gefunden hatten, aber die Intensität des Starrens des Heiligen Vaclav und der Heiligen Libussa konnten manchen Kainiten, die darauf nicht vorbereitet waren, durchaus einen Schauer über den Rücken jagen, zumindest aber ein unwohliges Gefühl um das Herz herum erzeugen.
In den dunklen braunen Augen des Heiligen Vaclav war im einen Moment Trauer, im anderen Moment Zorn zu finden, wie es schien, und dann wieder stumme Anklage.
Ihr seid hier nicht willkommen. Geht! Im Hause Gottes ist kein Platz für Euresgleichen.
_________________
I can hear the sound of
violence long before it begins...