EPISODE VI: Wie erreiche ich meine Ziele?In diesem Abschnitt geht es erstmal um ganz grundlegende, generelle Methoden, im nächsten dann um einen Spezialfall ("Wie werde ich ...Amt X / Status Y").
Das wichtigste ist zunächst einmal INFORMATION (siehe weiter oben, Erste Schritte). Ohne Infos läuft gar nichts, oder nur rein zufällig. Die Gefahr ist viel zu hoch, dass man mit einer wichtigen Sache an genau denjenigen gerät, der dagegen ist, und schon ist alles beim Teufel.. also traut man sich nicht, mit jemandem Pläne zu schmieden, folglich sitzt man allein rum und bringt nichts zustande.
Viele verwechseln "ich kann niemandem trauen" mit "ich muss alles alleine machen". Das ist aber ein schwerer Fehler, man kann fast gar nicht alles alleine machen. Und abgesehen davon, ob man dazu imstande ist oder nicht: Die Chancen sind hoch, dass man, egal was man erreichen will, dabei irgendwie in Kontakt mit den Interessen eines oder mehrerer anderer kommt, dann ist man ganz automatisch schon nicht mehr "allein", sei es im Guten oder im Schlechten.
Insbesondere für politische Agendae gilt: Allein geht gar nichts. Oder habt ihr schonmal einen Politiker gesehen, der nur mit seiner eigenen Stimme an Macht kam...? Eben.
Natürlich kann man niemandem trauen, dass er alles nur aus reiner Freundlichkeit tut.. aber das ist doch auch gar nicht nötig! Solange man einen Handel ausheckt, der für beide Seiten zuträglich ist (und bestenfalls sogar noch ein paar Haken einbaut, das der andere seinen Partner nicht einfach wechseln kann), ist alles in Butter. Natürlich ist es sinnvoll, sich ein paar Maßnahmen zu überlegen, falls der andere (oder die anderen) plötzlich abspringt oder Schlimmeres. Aber zunächst einmal geht es darum, überhaupt etwas auf die Beine zu stellen.
Die größtmögliche Sicherheit hat man, wenn man nichts tut, aber das ist wie wenn man nicht mehr aus dem Haus geht weil man Angst hat, man könnte einen Verkehrsunfall haben, oder ein Baum könnte einem auf den Kopf fallen (oder ein Typ, wie in ConAir). Aber so kriegt man auch nichts hin, und in der Vampirgesellschaft gilt: Wer stagniert, verliert...
Prinzipiell gibts es zwei grundlegende Arten, wie man sich Unterstützung verschaffen kann:
A) Methode "Speichellecker"
Man sucht sich jemand Mächtigen und biedert sich an, bzw., man tritt in dessen Dienste, erledigt gehorsam was an Aufträgen so abfällt, und hofft dass ab und an auch mal ein Vorteil dadurch rüberkommt. Je nach Art des "Herren" ist man dabei eventuell durch diesen auch vor allerlei Unbill geschützt ("uh leg dich bloß nicht mit DEM an, der arbeitet für Baron Snöbli..."), kriegt möglicherweise ein paar Kontakte und genießt vielleicht auch generell etwas höheres Ansehen, und wenn man seine Arbeit gut macht, kann man davon ausgehen, dass der Herr einen belohnt, insbesondere, wenn man dafür sorgt dass der Herr noch mächtiger wird, was einem ja dann indirekt auch selbst zugute kommt.
Die Nachteile sind natürlich, dass man sich seine Aufträge meistens nicht aussuchen kann, dass man mit den Freunden des Herren auch dessen Feinde erbt, dass manche einen für einen Lakaien und einen Speichellecker halten werden (womit sie ja durchaus Recht haben), und dass es dem Herren überlassen bleibt, wann und wie man belohnt wird.. das alles kommt natürlich auf die Art des "Beschäftigungsverhältnisses" an... und ein schlauer Herr wird sicher dafür zu sorgen wissen, dass seine "Untergebenen" nicht die Loyalitäten wechseln, sei es durch Zuckerbrot oder Peitsche oder Beides.
Die Wahl eines Herren muss jedenfalls gut überlegt sein, nicht selten kommt man aus so etwas dann nur schwer wieder raus, bzw. ist in den Augen der anderen abgestempelt, und wenn der Herr einen schweren gesellschaftlichen Schlag hinnehmen muss, dann trifft das einen auch. Jeder muss das für sich abwägen, ob die Vorteile ihm die Nachteile wert sind.
Jedenfalls sind hier Informationen von höchster Bedeutung, denn es gilt ja, den richtigen Herren erst einmal zu finden. Nicht unbedingt der ist der beste Kandidat, der der offensichtlichste ist. Je mehr Anhänger jemand hat, desto mächtiger ist er, aber desto mehr Rivalität herrscht auch unter der Anhängerschaft, und desto weniger "Brotkrumen" fallen vom Tisch für einen ab. Es lohnt sich, etwas Zeit in die Suche zu investieren, wie wenn man ein teures Gerät oder so kauft: Wer vor dem Kauf vergleicht, hat Vorteile
Bedeutsam ist natürlich auch (ähnlich wie bei "Erste Schritte" oben) : Was will man erreichen? Der gewählte Herr sollte natürlich dann in genau dieser Richtung auch Macht besitzen, denn Macht ist nicht gleich Macht. Es gibt Macht durch Status, Macht durch Informationen, Macht durch Einfluss, Macht durch körperliche Stärke, Macht durch Kontakte... Außerdem sollte logischerweise das Ziel nicht den Zielen des Herren entgegengerichtet sein. Genial wäre es schließlich, wenn man einen Herren findet, der die eigenen Ziele zu erreichen versucht. (Und ein wahrhaft durchtriebener Halunke würde dies dann vielleicht sogar verheimlichen, so tun, als würde er die Aufträge nur um des Herren willen erfüllen, und zusätzliche Belohnungen erhalten ).
B) Methode "Emporkömmling"
Wer sich für diese Methode entscheidet, weiß, dass die Alten und Mächtigen gerne alt und vor allem mächtig bleiben, und keineswegs vorhaben, irgendeinen Teil ihrer Macht aufzugeben, oder anderen etwas davon zukommen zu lassen, ohne dass sie selbst davon mehr haben als der andere. Als Alternative bleibt daher nur, sich Gleichgesinnte zu suchen.
Wie schon oben, und überhaupt immer (man kann das gar nicht oft genug sagen) ist das wichtigste Information. Man muss wissen, wie es mit den anderen steht, um zu wissen, wer als Partner in Frage kommt. Zum Beispiel: Je weniger jemand in der Stadt geachtet wird, desto weniger hat derjenige zu verlieren, desto mehr Risiken wird er einzugehen bereit sein, und desto weniger wird er für seine "Mithilfe" fordern. Dann: einen der mit dem mächtigen Vampir B liebäugelt, sollte man vielleicht nicht unbedingt zu rekrutieren versuchen für einen Plan, bei dem diesem eins ausgewischt wird. Sehr viel besser wäre es, jemanden zu finden, der gute Gründe hat, dem Vampir B zu schaden, denn da ist die Chance natürlich ungleich höher, dass er sich in die Sache mit Eifer reinhängt und sie nicht verrät.
Ja, man muss hier auf Verrat achtgeben, ja, es ist nicht einfach, aber nein, es ist nicht besser, die Sache deshalb sein zu lassen. Das ist die Kunst im gesellschaftlichen Spiel, Bündnisse zu schmieden die zusammenhalten über eine ganz bestimmte Agenda, für ein ganz bestimmtes Ziel, ohne dass sich irgendwer der Illusion hingibt, man wäre jetzt großartig befreundet und könnte einander darüber hinaus vertrauen.. aber das ist ja auch gar nicht nötig.
Wenn so eine Gruppe eventuell langfristig gemeinsame Ziele hat und gut zusammenarbeitet, dann entsteht unter Umständen so auch ein sogenannter "Klüngel" ( engl. coterie). Wenn nicht.. wen kümmerts? Solange ein Ziel erreicht wurde, reicht das, und jeder kann wieder seiner Wege gehen. Personen die beim einen Thema miteinander arbeiten, könnten jeweils mit anderen Gruppen gemeinsam in einer anderen Thematik gegeneinander arbeiten.. na und? Vampirgemeinschaften sind Zweckgemeinschaften, aber deswegen sind sie nicht weniger effektiv. Wer das versteht, und ein Händchen fürs Schmieden solcher Bündnisse hat, der hat gute Aussichten, voranzukommen.
Wie baut man so eine Gruppe? Das ist natürlich sehr unterschiedlich und lässt sich pauschal nur schwer sagen. Klar ist, dass auf einer Ebene von Gleichgestellten mit Drohungen wenig zu machen sein wird. Die Bindung wird über gemeinsames Interesse funktionieren, entweder weil das Ziel das gleiche ist, oder weil man einen "Handel" ausgemacht hat. Ein Beispiel: Ich will in den Kleinen Hofrat des Prinzregenten. Das "Wahlsystem" funktioniert so, dass sich Kandidaten nicht gegenseitig wählen können, das direkte gemeinsame Interesse fällt also flach. Aber natürlich kann trotzdem Leute finden, die einen dabei unterstützen, entweder aus konkreten Gründen ("wenn du im Rat bist, dann machst du für mich bitte als Gegenleistung...") oder aus allgemeinen (es kann ja nie schaden, jemanden im Rat zu haben, der einem was schuldet). Hier wären wertvolle Informationen dann beispielsweise, wer gerne in den Rat möchte, aber keine Chance hat, das zu erreichen ("du wählst mich in den Rat, und dafür stimme ich so wie du willst, in den Dingen, die mir egal sind"), oder wer Probleme mit der derzeitigen Ratsbesetzung hat, usw. Vielleicht gibt es auch jemand, der partout nicht will, dass ich in den Rat komme... also wäre gut zu wissen, wer die Feinde dieser Person sind, vielleicht unterstützen mich diese?
Man kann die Geschichte beliebig weit treiben, ich hoffe, es wurde klar, was ich damit sagen will. Information ist immer Trumpf, aber nicht immer hat man genug, man muss eben mit dem auskommen, was man hat. Es ist aber nicht so schwer, wie es sich vielleicht jetzt anhört. Man muss sich nur einfach ein paar Fragen stellen:
"Wer (außer mir) profitiert, wenn ich mein Ziel erreiche?"
"Wem könnte ich nützen, sobald ich das Ziel erreicht habe?"
"Wer könnte mir sonst noch helfen, das Ziel zu erreichen, und was könnte ich ihm/ihr (an sachfremden Dingen) im Austausch dafür bieten?"
"Wer verliert, wenn ich mein Ziel NICHT erreiche?"
usw., man kann das natürlich auch noch über die nächste und die übernächste Ecke hinweg betreiben. Diese Fragen betrafen jetzt größtenteils die Motivation möglicher Partner, natürlich kann man sich wie auch schon bei Methode A) überlegen, welche Partner man selbst am liebsten hätte, weil sie vielleicht schon gewisse Erfahrung oder einen gewissen Einfluss oder gewisse Ressourcen haben, die dem Erreichen des Ziels zugute kommen würden.
Gut, was sind die Vorteile von Methode B? Zunächst mal ist man weiterhin einigermaßen unabhängig, und selbst wenn man hier ein paar Abhängigkeiten eingehen soltle, es ist immer besser, bei Gleichgestellten als bei Höhergestellten in der Schuld zu sein (das ist wohl offensichtlich). Zudem hat man hier natürlich viel mehr "Mitspracherecht", kann viel mehr Eigeninitiative bringen, und kann generell mehr gewinnen. Schließlich wird ein "Herr" wie in Methode A) schön darauf achten, dass seine Untergebenen nicht allzu mächtig werden und immer brav untergeben bleiben, während man als "Selbstständiger in Eigenregie" zumindest theoretisch keine obere Grenze hat für das, was man erreichen kann. Zudem geht hier der Aufstieg so gut und so schnell voran, wie es dem eigenen Geschick entspricht, und nicht der Laune des Herren.
Die Nachteile hier sind wohl hauptsächlich, dass man die ganzen Pläne von vorne bis hinten selbst aushecken muss, und sich nicht darauf verlassen kann dass einem "von oben" einfach gesagt wird, was zu tun ist, und wie man es am besten angeht. (Aber macht nicht gerade dieses "selbst Pläne aushecken" viel Spaß? )
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I can hear the sound of
violence long before it begins...