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Slawische Mythologie

 
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Jirka_
Gast





BeitragVerfasst am: 27.09.2006, 13:47    Titel: Slawische Mythologie Antworten mit Zitat

[SIZE=small]Vorweg muss ich sagen: Es ist sehr schwer ein einheitliches Bild der slawischen Mythologie zu bekommen und inzwischen glaube ich, das es das gar nicht gibt. In der Fachwelt herrscht offenbar keine Einigkeit: Jahrelang wurde die Dualismus-Idee als Tatsache hingestellt während in neuerer Zeit das Gegenteil behauptet wird. Leider gibt es keine schriftlichen Aufzeichnungen aus erster Hand, sondern nur von christlichen Mönchen, die nicht direkt um eine objektive Darstellung bemüht waren - und Überbleibsel in der Folklore.
Was ich hier also geschrieben habe stammt größtenteils aus dem Internet und ich kann für die Richtigkeit nicht garantieren. Da das hier keine Hausarbeit ist, hab ich auch auf Verweise, Vergleiche und Fußnoten verzichtet ^^. Egal, fürs Rollenspiel muß es auch nur inspirieren Smile .[/SIZE]

Das Weltbild der Slawen beruhte auf Animismus und Ahnenkult. Alles, was in der Natur existierte, war belebt und hatte einen Geist. Diese teilten die Welt mit den Menschen und man musste sich mit ihnen arrangieren, d.h. man musste in erster Linie so höflich wie möglich zu ihnen sein, um sie nicht zu verärgern oder um sie im günstigsten Fall zu Verbündeten zu gewinnen.

Beispiele dafür sind der Bannik, ein Haushaltsgeist oder der Polevik, der in den Feldern lebte und von dessen Wohlwollen das Gelingen oder Nicht-Gelingen der Ernte abhängig sein konnte.

Die Rusalki (Einzahl: Rusalka) waren die weiblichen Geister/Feen/Nymphen des Wassers und man sagte, sie seien die Geister von jungen Frauen, die (durch Unfall, Mord oder freiwillig) ertrunken seien. Sie sind von anderweltlicher Schönheit und haben zauberhafte Stimmen. Wer dem Wasser zu nahe kommt, läuft Gefahr, von ihnen hinein gezogen oder von ihrem Gesang gelockt zu werden. Aber, um jetzt doch mal was zu zitieren:"...death at the hands of the Rusalki can be a beautiful thing." (Johnson, Kenneth: Slavic Sorcery) Na dann ^^. Sie haben allerdings auch eine positive Seite und es gibt eine Festwoche zu ihren Ehren im Frühling. Um sie freundlich zu stimmen ließ man ihnen Stoff bzw. Kleider und Nahungsmittel an Flussufern oder in Bäumen zurück.

Die Voydanoi sind ihr männliches Gegenstück, die ebenfalls für Menschen recht gefährlich sind. Sie sind grotesk aussehende (übergroße Zehen, Tatzen, Hörner, Schwänze, menschliche Gesichter und Augen woe glühende Kohlen) riesige Männer überzogen von Tang und Schleim - auf jeden Fall sind sie Gestaltwandler, die auch als Fische oder Baumstämme erscheinen können. Sie verbringen den Winter in ihren Häusern unter dem Wasser und kommen im Frühling hungrig heraus, brechen das Eis an der Oberfläche auf und sind dafür verantwortlich, dass das Wasser sehr wild und reißend wird. Man kann sie freundlich stimmen, wenn man höflich ist und ihnen den ersten gefangenen Fisch oder Butter (oder Tabak) opfert

Die ursprünglichsten Geister waren wohl die beregyni, die Geister des Lebens und die Upyr (ja, genau, Wampyr/Vampir ^^), die Geister des Todes.
Daraus entwickelte sich ein Dualismus, der die gesamte slawische Mythologie durchzieht: Dabei geht es aber eher um sich ergänzende und voneinander abhängige Gegensätze, die zusammen ein Ganzes bilden, ählich wie das Yin/Yang im Taoismus. Widergespiegelt wird dies auch in den Zwillingsgöttern Bielebog (Belun, Belbog, Bialbog, Byelobog, Bielobog, Bylun – also dem „weißen Gott“) und Czernobog (Crnobog, Zernebog = „schwarzer Gott“), die nach einer Schöpfungsgeschichte die Welt zusammen erschaffen haben sollen. Durch die Christianisierung werden diese beiden später mit Gott und dem Teufel gleichgesetzt.

Eine Hierarchie der Götter konnte ich nicht finden und auch kein „geordnetes“ Pantheon. Die Internetseiten über slawische Mythologie geben ein hübsches Gemisch von allen möglichen Gottheiten wieder, ob sie nun von den Ost-, den West- oder den Südslawen verehrt wurden. Die lokalen Unterschiede habe ich weder in einem Buch noch im Internet finden können (Mit Ausnahme der baltischen Götter, die auch gesondert aufgeführt werden: http://en.wikipedia.org/wiki/Category:Baltic_gods )

Eine besondere Verehrung galt in jedem Fall den Elementen.
Die Winde wurden als die Enkelkinder des Gottes Stribog gesehen. Flüsse wurden mit größtem Respekt behandelt, da auch sie einen Geist hatten (wie die Alte Weise Moldau).
Die meisten großen Flüsse wurden als Gottheiten gesehen, andere wurden von Wassergeistern wie den (weiblichen) Rusalki und den (männlichen) Vodyanoi beherrscht.
Szarovich war der Gott des Feuers und in ein Feuer zu spucken wurde wohl als kriminell betrachtet.
Am heiligsten war den Slawen jedoch die „Mutter“ Erde, Mati Syra Zemlja oder Mokosh. Es war verboten die Erde zu schlagen. Schwüre wurden mit einem Klumpen Erde im Mund getan und bei Hochzeiten wurde ein wenig Erde gegessen. Bis ins 20. Jahrhundert hinein war es bei der Landbevölkerung üblich vor dem Tod der Erde zu beichten, wenn ein Priester nicht schnell genug kommen konnte.

Die Achse, das Zentrum der Welt(en) war der Weltenbaum, ähnlich wie Yggdrasil in der nordischen Mythologie. In seinen Wurzeln befand sich die Unterwelt, Nav, In seiner Krone die Welt der Götter und dazwischen die Welt der Menschen.
Eine etwas andere Erklärung besagt, das Nav auch die gesamte „unsichtbare Welt“, also auch die Geister, die für die Menschen nicht sichtbar ist, sich aber in der Welt der Menschen aufhielten, umfasst. Prav ist die Welt der Götter und das Gesetz des Göttervaters Svarog (zumindest in Russland, also in den ostslawischen Gebieten), was vielleicht in einem gewissen Sinne die Naturgesetze umfasst. Damit betrifft es natürlich auch Jav, die Welt der Menschen. Jav wird also sowohl von Nav als auch von Prav beeinflusst.
Die Unterwelt war natürlich kein „böser“ Ort, sondern nur der Ort, an den die Toten gingen, und von dem sie nach einer gewissen Zeit in einem neuen Körper zurückkamen, sowie die Pflanzen ja auch in jedem Frühjahr neu aus der Erde zurück kamen.

Götter:
Dazhdbog – der Gott des Tages, der Sonne, der „Geber“

Jarilo – der Junge Gott, der Gott der (körperlichen) Liebe, der Fruchtbarkeit, des Frühlings und der Ernte. Dargestellt als ein schöner, barfüßiger junger Mann in einer weißen Robe auf einem weißen Pferd. Er trägt einen Blumenkranz um den Kopf und hält Ähren in der einen Hand und einen Menschenschädel in der anderen. Vergleichbar mit dem griechischen Dionysos.

Lada ist die Göttin der Liebe, der Schönheit und der Harmonie. Sie verbringt den Winter in der Unterwelt und wird zur Frühlingstag-/nachtgleiche (Maslenica, 21.März) wiedergeboren und bringt den Frühling mit.

Mata Syra Zjemlja/ ist die Mutter Erde (siehe oben). Mokosh ist (vor allem in ostslawischen bzw. russischen Gebieten) vermutlich die personifizierte Form der Erde. Sie wird mit großen Herden dargestellt, als die Göttin der Fruchtbakeit und der Fülle bzw. des Wohlstands. Sie wird mit Spinnen von Wolle in Verbindung gebracht, und auch dem Spinnen des Schicksalsfadens. Da auch das Weiterverarbeiten von gesponnener Wolle zu Stoff oder als Stickerei meist rituell war, war sie im weitesten Sinne auch eine Göttin der Magie. Die archetypische Große Mutter.

Mjésjac ist der Mondgott, entweder der „kahle Onkel der Sonne“, oder manchmal auch seine Frau (da der Sonnengott ja männlich ist)

Perun ist der Donnergott, der über den Himmel fährt in einem von Ziegenböcken gezogenen Streitwagen (wie Thor/Donar) und der eine mächtige Doppelaxt trägt. Gosse Bäume waren ihm heilig, vor allem Eichen und ihm wurden für gewöhnlich Hähne oder Ziegenböcke geopfert, die dann von allen gemeinsam gegessen wurden.

Svarog ist der Gott von Feuer und Licht, auch ein Gott der Schmiede und der Fruchtbarkeit/Sexualität. Er wird machmal als der Göttervater bezeichnet, der die anderen Götter in seiner Schmiede erschaffen haben soll, in anderen Versionen ist er der Mann von Mokosh. Seine Söhne sind Dazhdbog und Svarovicz

Svarovicz ist der Gott des Feuers bzw. das personifizierte Feuer. Da der Name einfach nur Swarogs Sohn bedeutet, nimmt man an, dass der wahre Name des Feuers nicht ausgesprochen werden durfte.

Sventovit ist der Beschützer der Felder und der Gott des Krieges. Er wurde mit vier Köpfen dargestellt. Sein Geschlecht ist nicht eindeutig männlich – in Polen wurde er mit zwei weiblichen und zwei männlichen Köpfen dargestellt.

Die Zoryas sind die Töchter von Dazhbog: Zorya Utrenyaya ist die Morgendämmerung und öffnet die Tore für den Sonnenwagen ihres Vaters, Zorya Vechernyaya, die Abenddämmerung schließt sie hinter ihm, wenn er Abends zurückkommt. Ihre beiden Schwestern Zezhda Dennitsa und Vechernyaya Zezhda sind der Morgen- und der Abendstern.
(in neueren Versionen gibt es wohl nur drei Zoryas, was aber mit dem Dualismus nicht zusammenpasst und laut einer Aussage, die ich gefunden habe, eher auf neopaganistische Versuche zurückzuführen ist, irgendwo eine dreieinige Göttin einzubauen. Ob das nun stimmt, sei dahingestellt: Die dritte Schwester heißt Zorya Polunochnaya und ist die Mitternacht, in deren Armen der Sonnengott stirbt und die ihn wieder zum Leben erweckt)

So, und wem das jetzt alles zu positiv ist: Es gibt eine ganze Reihe sehr finster erscheinender slawischer Gottheiten:
Krivda ist eine Göttin des Hasses, der Bitterkeit und des Streits
Kruchina ist die Göttin der Trauer, die wie eine immerwährend weinende Frau dargestellt wird
Marzanna ist eine Göttin von Tod und Winter (in Polen). Sie erscheint als eine alte, weißgekleidete Frau.
Morena ist ebenso eine Todesgöttin (eine slowenische)
Nedolya ist eine Göttin der Traurigkeit und des Unglücks. Sie wird als eine zerbrechliche alte Frau dargestellt, die in geheimen Ecken des Hauses wohnt. Das gilt aber nur, wenn sie „schlechter Laune“ ist, denn wenn das nicht der Fall ist, ist sie Dolya, die Gluck und Zufriedenheit bringt. Also eine Schicksalsgöttin.
Nestrecha ist eine Göttin von Trauer und Versagen
Nuzdha ist eine Göttin der Schwierigkeiten und der Armut
Stribog ist zwar der Großvater der Winde, aber auch der Gott der Stürme, von Frost und Kälte und Zwietracht. (Zudem erinnert er mich an Großvater Donner, das sehr finstere Stammestotem der Shadow Lords, also der osteuropäischen Werwölfe)
Veles (Volos) ist ein gehörnter Gott der Unterwelt, aber auch des Wohlstands, des Handels, der Poesie, der Musik, und der Fruchtbarkeit und der Herden (vergleichbar mit dem keltischen Cernunnos und dem griechischen Pan). Er wurde mit dem Teufel gleichgesetzt.

Speziell Böhmen

Die Lebensgeschichten von Kyrill und Method (also den Mönchen, die die Slawen als erste christianisiert haben) aus dem 9. Jahrhundert nennen keine Namen von Göttern, die in Böhmen verehrt wurden, sondern sprechen nur allgemein von Heiligtümern und deren Zerstörung. Im 12. Jahrhundert spricht Kosmas von Prag von Dorfbewohnern, die Naturkräfte verehren und mit Hilfe kleiner Figuren beten. Er berichtet auch von der „Austreibung der Zauberer“ und der Verbrennung der heiligen Haine im 10. Jahrhundert und dem Verbot der Opfer durch Bretislav II. 1092. Alle Arten von Verehrung der Götter bzw. „Aberglauben“ wurde durch den Bischof von Prag als Dämonenkult verdammt.
Nachweislich wurde im Namen von Veles geflucht: „Bei Veles“ oder „Das hat dir Veles eingeflüstert!“ Dabei wurde Veles offensichtlich mit dem Teufel gleichgesetzt.

Es gibt noch viel mehr Götter! Und Geister…und Folklore und Magie. Diese Aufzählung ist möglicherweise nicht korrekt und schon gar nicht vollständig. Mehr dazu u.a. hier:

http://hometown.aol.com/hpsofsnert
http://winterscapes.com/slavic.htm

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