Die Nacht war noch nicht alt, als Jirka mit eiligen Schritten durch die Strassen der Altstadt ging. Eng in den Schatten der Häuser geduckt ging er, und so leise, wie er es nur irgendwie vermochte. Immer wieder glitt sein Blick nach oben, zu dem Stück Winternacht über den dunkleren Sillhouetten der Dächer. Immer wenn er ein Geräusch hörte, das von oben kam, erstarrte er. Nicht...nicht erstarren,...sofort fliehen… Mit einem weiteren Schritt war er im nächsten Hauseingang und blickte mit angespannter Anstrengung in die Dunkelheit. Das Schlagen von Schwingen konnte eron der Tat hören…aber es war nur ein Käuzchen, das mit einer Maus in den Klauen auf einem Dachfirst landete. Das Licht des langsam wieder zunehmenden Mondes spiegelte sich in den Augen des Vogels, als er zu dem Vampir hinunterschaute, der ihn anstarrte. Unter anderen Umständen hätte er die Tatsache, dass er wegen einem Vogel zusammenzuckte vielleicht komisch gefunden, aber momentan ließ das Bild der toten Maus in den Klauen des Vogels ihm einen Schauder sein Rückrad hinauf kriechen. Und nach allem, was er nun erfahren hatte, sagte ihm nicht nur sein Gefühl, dass die Angst in diesem Fall durchaus eine weise Ratgeberin war.
Geh weiter, du hast nicht die ganze Nacht Zeit…du musst heute noch den Köder für die Bestie machen, vor der du dich gerade versteckst… Damit löste er sich aus der Erstarrung und riss den Blick von dem Käuzchen los, das die Maus zerriss. Weiter im schwarzen Schatten der Häuser eilte er in Richtung der Grotte und hielt verlangsamte seine Schritte erst, als er am Fuß der Treppe angelangt war. Aber die Wachen durften dieses Verhalten von ihm in den letzten Nächten schon gewohnt sein.
Er streifte die Kapuze vom Kopf, blickte sich schnell in dem unterirdischen Raum um und da er weder den Hüter noch sonst einen Kainiten sehen konnte, fixierte er mit den so sehr verschiedenfarbigen Augen einen der Diener, den er mit einer im Gegensatz zu seinem durchdringenden, bösen Blick schon fast sanft wirkenden Geste herbeiwinkte.
Der Diener hatte wohl keine andere Wahl, als seiner Aufforderung nachzukommen, auch wenn Jirka sehen konnte, dass ihm nicht wohl dabei war. Aber heute Nacht erweckte das keine alten Erinnerungen, keinen Zorn in ihm.
„Sagt dem Herrn vom Rabenfeld…“ begann er, ohne auf die Frage nach seinem Wunsch zu warten, „dass Jirka vom Blut der Drachen sich für das Bogenschießen bei dem Turnier anmelden möchte.“ Er wollte sich gerade wieder umdrehen, als ihm noch etwas einfiel und er wieder herumfuhr: „Und richtet ihm Grüße aus und….richtet ihm aus…dass ich heute leider keine Zeit habe, länger zu bleiben.“ Er biss sich auf die Unterlippe und schüttelte den Kopf über sich selber, während er wieder die Stufen hinaufstieg in die Nacht.
Hoffentlich werde ich überhaupt noch an diesem Turnier teilnehmen können…nicht das ich den Tod fürchten würde…aber es gibt noch viel wichtigere Dinge zu tun.