Es hatte länger als erwartet gedauert, an edles Holz heranzukommen. Eine nicht unbeträchtliche Barschaft hatte Simona dies gekostet, aber das Beste war für diesen Anlaß gerade mal gut genug. Wunderbares Holz hatte sie bekommen, schwarz wie die Nacht, feinstes Ebenholz.
Lange hatte sie dies einfach nur stumm betrachtet, vor sich auf dem Werktisch liegend. Sie hatte es aufgesogen mit all ihren Sinnen, seine Struktur erforscht und seinen Geist gesucht. ~Was steckt in Dir, mein Freund?~
Nach zwei Nächten war das Holz bereit, sein geheimnis preis zu geben und unterwarf sich Simona. Wie ein Ritual bereitet sie die Arbeitschritte und ihr Handwerkszeug vor, legte es fein säuberlich wie ein Arzt sein Untersuchungsbesteck vor sich hin. Das Grobe zu erst, dann immer feiner werdens.
Ihre 2 Ghule wußten, dies war die Zeit in der sie ihre Herrin unter keinen Umständen erbosen durften. Zu Beginn ihrer Dienerschaft hatten sie schnell gelernt was es heißt, die Herrin zu stören, wenn sie arbeitete... diesen Fehler beging man nur einmal. So gut es in ihrer Macht lag, erleichterten sie ihr darum die Arbeit wo sie nur konnten. Stillschweigend, in banger Angst vorausschauend, auch das richtige zu tun.
Einer ihrer Botengänge brachte sie zitternd in die Grotte zum Herrn vom Rabenfeld. Wäre Simona nicht dermaßen in ihr Werk vertieft gewesen, hätte sie bemerkt, daß ihre Dienerschaft ängstlicher und banger als üblich von diesem Gang zurück gekehrt waren. Eine Liste hatten sie abgegeben und wie abgemacht die nötigen Utensilien beim Herrn der Grotte abgeholt. Todesängste hatten sie ausgestanden, sollte der Beutel mit den Juwelen abhanden kommen wäre ein äußerst langsamer und qualvoller Tod gewiß....und was ihrer Herrin widerfahren würde - nicht auszudenken!
Doch die Lieferung lief erfolgreich, die kleinodien lagen fein säubrelich neben den langsam Form annehmenden Hölzern. Zwei waren es, die ihre Seele preis gegeben hatten. Beide von länglicher Form, doch während das eine wie mit einem Maß gezogen absolut ebenmäßig länglich war, zeigte das andere eine läbgliche Rundung....
2 weitere Nächte vergingen, in welcher sich Simona kaum ernährte, sondern all ihre Kraft in die Arbeit investierte. Ihre Dienerschaft machte sich nicht wenig Sorgen ob das Aussehen ihrer Herrin. Eines Tages, ja eines Tages würde diese ihre Bedürfnisse ob ihrer Arbeit vergessen. Das Streben nach Perfektion konnte man fast als Obsession bezeichnen. Resultate dieser Obsession nahmen nun mehr und mehr Gestalt an....Simona war an den letzten Schliffen, dem Einsetzen der Juwelen und dem Bearbeiten des filigranen Metalls zur Zierde der Gegenstände. Es funkelte und glitzerte, als wollten diese zwei Dinge alle Welt blenden und des Augenlichts berauben. Erschöpft sank Simona vor der vollendeten Arbeit zusammen, ihre Ghule eilten schnell herbei um die Herrin aufzufangen. Sie erstarrten in Ehrfurcht, als sie der zwei Objekte Gewahr wurde. Eine unbändige Gier machte sich breit in jenen, sie wollten, NEIN, sie mußten diese Gegenstände besitzen....so prunkvoll, so perfekt ausgearbeitet. Das eine konnte man nicht unterscheiden von dem eines hohen Feldherrn, er hätte gut danach greifen und es in die Schlacht nehmen wollen, so echt sah es aus. Und dabei war es "nur" Holz? Nein, das konnte nicht sein....so etwas wunderschönes.....die Dienerschaft zitterte vor Verlangen.
Simona, welche sich von dem Schwächeanfall ein wenig erholt hatte taxierte ihre zwei Diener, durchbohrte diese mit ihrem kalten Blick. Augenblicklich sanken diese auf den Boden und wimmerten um Vergebung ob ihres Fehlens.
"Bringt dies dem Herrn vom Rabenfeld, Hüter des Elysiums, Ancilla vom Clan der Magister! Und spurtet euch!"
Ihr Tonfall ließ deutlich werden, was passieren würde, sollten die beiden noch einmal der Gier erliegen....eiligst machten sie sich auf in die Nacht, die Bestellung abzuliefern.
Simona indessen packte sich ihren Umhang und nahm noch einmal all ihre Kraft zusammen endlich endlich wieder etwas zu trinken...etwas zu jagen. Sie war erschöpft, aber ausnahmsweise einmal voll zufrieden mit ihrer Arbeit....