Selbst der
niederträchtigste und tyrannischste Erzeuger lehrt seinen Nachkommen wie man jagt, denn ohne diese Lektion hat ein Kücken kaum
eine Chance, mehr als ein paar Nächte zu überstehen, ohne die
Aufmerksamkeit von Sterblichen zu erregen.
Das Kind lernt zu
jagen, ohne sich selbst zu gefährden und, was noch wichtiger
ist, wie sich die Spuren des Kusses, des Akts der
Nahrungsaufnahme, verbergen lassen, indem man die entstandene
Wunde so lange leckt, bis sie sich schließt. Anfangs wird das
Kind, jung und unerfahren wie es ist, wahrscheinlich seine
Beute töten und dadurch noch tiefer in den Abgrund der
Verzweiflung geraten.
Nur wenige Erzeuger stillen die Kinder
ab, indem sie sie das Blut von Tieren trinken lassen, und
ebenfalls wenige bringen ihnen bei, das man nicht wirklich
töten muss, um sich zu nähren. Diese Enthüllungen kommen oft
zu spät, wenn das Kind, bei seinen unbeholfenen Versuchen,
sich zu nähren, schon mehrmals getötet hat.
Mit der Zeit lernt das Kind, das Tier in ihm in Schach zu
halten und dessen Wutanfälle zu reduzieren. Statt die Opfer
auszusaugen, bis sie ihr Leben aushauchen, trinkt das Kind
jetzt nur noch soviel Blut, wie nötig ist, um das Tier zu
beruhigen, lässt die Beute aber am Leben.
Je häufiger ein Kind
trinkt, desto vertrauter wird es mit der Hingabe, der zarten
Pantomime zwischen Jäger und gejagtem. Seine Raubinstinkte
erwachen zum Leben, und das Kind beginnt, in der Nacht selbst
auf Beutezug zu gehen.
Ein Kind lernt von Anfang an, das alle
Kainiten ihre Reviere haben. Zuerst teilt ein Erzeuger seinen
Zufluchtsort und seine Jagdgründe mit seinem Kind – aber je
weiter es sich entwickelt, desto wachsamer wird der Erzeuger,
was seine Territorien betrifft und das Kind muss lernen, sich eigene Territorien zu suchen und gegen andere zu verteidigen.
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