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Religion

 
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Zoran
Gast





BeitragVerfasst am: 04.12.2003, 17:04    Titel: Religion Antworten mit Zitat

Die Hauptreligion der Staufer war das Christentum.
Das Christentum ist die auf Jesus Christus, sein Leben und seine Lehre gegründete Weltreligion. Allen Christen gemeinsam ist das Bekenntnis zu Gott in Jesus Christus, die Bibel und die überall erkennbaren Formen des christlichen Lebens: Sammlung in Gemeinden (Kirche), Kultur und das Bewußtsein einer eigenen Ethik.

Innerhalb der Kirche lassen sich 4 große Gruppen unterscheiden:

- das katholische Christentum (katholische Kirche)
- das ostkirchliche Christentum (Ostkirche) sowie das sich abgrenzende Sonderchristentum, nämlich:
- das individualistische Christentum
- die Sekten.

Die [b]katholische Kirche[/b] ist geprägt durch hierarchische Gliederung (von höchsten Ämtern bis zum Kirchenvolk: Papst - Bischöfe - Priester - Laien). Sie spielt besonders in Hinsicht auf den ständigen Streit des Kaisers mit dem Papst eine große Rolle.

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Das [b]ostkirchliche Christentum [/b]ist heute wohl besser bekannt als orthodoxe Kirche. Als orthodox ( gr. rechtgläubig, strenggläubig), werden die Ostkirchen bezeichnet, die sich im sogenannten morgenländischen Schisma (Kirchenspaltung) seit 1054 von der römisch katholischen Kirche lösten und den Papst nicht als Oberhaupt anerkennen.

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Die dritte große Gruppe, das [b]individualistische Christentum[/b], läßt sich schwer unter einem Stichwort zusammenfassen. Als individuelles Christentum wird häufig das frühmittelalterliche Mönchtum und die Askese (eine streng enthaltsame Lebensweise um sittlicher u. religiöser Ideale Willen), die durch verschiedene Personen ausgelöst wurden bezeichnet. Aufgrund der Verweltlichung der Kirche gab es in der Stauferzeit viele Sekten. Die Sekten, die das Recht auf Herrschaft und Besitz der Kirchen bestreiten und die Armut der Aposteln fordern, lassen sich in verschiedene Gruppen einteilen:

- Die Katharer
- Die Waldenser
- Die Beginen

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Sacerdotium und Imperium
Die unterschiedliche Auffassung von der Zuordnung der höchsten geistlichen (Sacerdotium) und weltlichen (Imperium) Gewalt führte zu einer Auseinandersetzung, die mehr als nur theoretischen Charakter besaß. Man kann auch nicht pauschalisierend sagen, der Kaiser habe blind am überholten salischen Vorbild festgehalten, während das Papsttum sein im Investiturstreit neu gewonnenes Selbstverständnis zu wahren suchte. Getreu dem Ratschlag seines Kanzlers Rainald von Dassel jedoch, der auf unerbittliche Härte bis zur offenen Konfrontation drängte und damit den politischen Stil der nächsten Jahre prägte, lehnte Friedrich Barbarossa; der Papst habe durch seinen Frieden mit "dem Sizilier" den Konstanzer Vertrag gebrochen, seitdem betrachte auch er sich nicht mehr an ihn gebunden.

Als Bischof von Rom war der Papst Nachfolger des Apostelfürsten; die Herrschaft über Rom machte den Kaiser zum Schutzvogt des Papstes und symbolisierte zugleich die Kontinuität vom antiken mittelalterlichen Kaisertum. Nicht zufällig bezeichnete Barbarossa Rom als die Hauptstadt seines Reiches; und nicht von ungefähr klagte er, Frankreich raube ihm sein kaiserliches Recht, das ihm der Besitz Roms verleihe. Für das westliche Ausland gipfelte die Einheit der Christenheit fast nur noch im Papsttum; es konnte aus dieser Sicht nicht begreifen, daß der Staufer durchaus die Auswirkungen seines Verhaltens überblickte, sie aber ignorierte, weil ihm eine andere Grundlegung seines Kaisertums als die überkommene Form zur Verfügung stand.
Somit erschien das Staufergeschlecht als das Endglied eines seit Beginn der Weltordnung bestehenden Herrschaftsgeschlechts eigener Art, nämlich des Kaisergeschlechtes. Damit mußten die bisherigen Grundlagen, wie Königswahl, Krönung durch den Papst, Schutzvogtei über die Römische Kirche, Besitz der Stadt Rom usw., nicht abgestreift werden, aber sie waren zur Legitimierung nicht mehr lebensnotwendig, denn das staufische Kaisertum beruhte auf einer in der ganzen Geschichte nachweisbaren und deshalb von der göttlichen Vorsehung offenkundig gewollten ungebrochenen Weltordnung.

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Die [b]Katharer[/b] wollten die besseren Christen sein - und vor allem bedeuteten sie die große, ja die größte Gefahr für die christliche Kirche zu jener Zeit: eine Antikirche.Die katharische Lehre entwickelte sich aus dem bulgarischen Bogomilentum und der häretischen Wanderbewegung. Die Lehre der Katharer ist schwierig. Die ist gekennzeichnet durch den Dualismus: Zwei Prinzipien, zwei Reiche, zwei Welten, eine geistige und materielle Welt, gute und böse Engel, alles dies von Mythen umhüllt, wobei die Gestalt Jesu, ihrer Gottheit entkleidet, als einer der zahlreichen Engel in dem Scheinleib zur Erlösung der in der Marterie festgehaltenen reinen Seelen in die böse Welt kam. Das Böse ist das größte Problem der katharischen Lehre. Zur Befreiung von der Materie hilft nicht ein Weltschmerz spielerischer Art; die böse Welt kann nur überwunden werden durch harte Askese und durch Leiden, wie es das Neue Testament lehrt. Zur Askese gehört volle sexuelle Enthaltung, Abstinenz von allem, was mit Zeugung zu tun hat, also von Speisen wie Fleisch, Eier, Milch und Käse, allgemein ein strenges Fasten. Die Katharer kämpften gegen die katholische Kirche, gegen ihre Messe, ihre Sakramente, ihre Ritualien.

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Die [b]Waldenser[/b] nahmen eine besondere Stellung in der religiösen Bewegung ein. Sie sind die einzige Gruppe der religiösen Bewegungen, die seit dem hohen Mittelalter bis zur heutigen Zeit am Leben geblieben ist. Die Waldenser lassen sich auf einen einzigen Mann zurückführen, den reichen Kaufmann Waldes aus Lyon. Er war von der Berufung zum Prediger erfüllt und kämpfte sein ganzes Leben für den Predigtanspruch gegen die Hierarchie. Mit ihm begann die Wanderbewegung der Waldenser. Aus den Waldensern, die sich trotz beginnender Verfolgung ausbreiteten, entstanden die "lombardischen Armen" ( Paupres lombari). Sie entwickelten sich eigenständig und waren bald als eigene Bewegung anerkannt. Die Hauptpunkte ihrer Lehre waren:

radikaler Biblizismus,
Kritik an der reichen Kirche und am Klerus,
Ablehnung des Eides und - wie bei den meisten mittelalterlichen Sekten
- der Heiligenverehrung,
- der Fürbitte für die Verstorbenen und damit des Fegfeuers,
- der Pilgerfahrten,
- des Ablasses,
- des Weihwassers,
- des kirchlichen Begräbnisses und auch
- der kirchlichen Gebäude.

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Die [b]Beginen[/b] sind als eine nicht genau erfaßbare Gruppe der religiösen Bewegung zwischen Christentum und Kirche. Die vor Jahrzehnten gegebenen Definition hat auch heute noch ihre Gültigkeit:

"Beginen hießen seit dem 12. Jahrhundert Frauen, die ohne einem approbierten kirchlichen Orden anzugehören und Gelübde abzulegen, nach Art von Ordensleuten gemeinsam lebten, einen Habit trugen, sich ihren Lebensunterhalt teilweise auf Straßen erbettelten, sonst aber sich einem Leben der Handarbeit und des Gebetes widmeten. Der männliche Zweig trug den Namen Begarden. Beide gehören zur großen Zahl jener Schöpfungen des Mittelalters, die sich aus der vielgestaltigen religiösen Bewegung des 12. Und 13. Jahrhunderts entwickelten und in ihrem Kern zumeist eine Verwandtschaft mit dem Ideal freiwilliger gemeinsamer Armut aufweisen".

Es ist ein Zusammenschließen verschiedener neuer Ideen (Vita apostolica, freiwilliger Armut) zu wahrhaft christlicher Existenz neben den oder außerhalb der von der hierarchischen Kirche gebilligten religiösen Ständen; veranlaßt durch das oft beschworene wirkliche oder vermeintliche Ungenügen an der verfaßten Kirche.Verfolgungen und Vertreibungen löschen am Ende des Mittelalters das Beginentum aus. So wurde auch in diesen Versuchen christlicher Lebensgestaltung die immer stärker werdende harte Macht der Hierarchie wirksam.Die Folge des Sekten war die Gründung neuer Kirchenorden, welche unter anderem die Aufgabe hatten, die Sekten zu verfolgen. (Z.B. Jesuiten) zurück

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[b]Investitur: [/b]
Kirchenrechtlich ursprünglich die Übertragung eines Kirchenamtes mit Symbol Überreichung von Insignien ( beim Bischof die 1 mit Ring und Stab). So wird heute nur noch die Amtseinweisung der Pfarrer bezeichnet; die Amtseinweisung des Bischofes heißt Inthronisation.

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[b]Investiturstreit: [/b]
Der zwischen Papst und dem Königtum seit 1075 geführte Streit um die Investitur der Bischöfe und Äbte, der zum grundsätzlichen Konflikt zwischen geistlicher und weltlilcher Gewalt wurde. Bis dahin wurde in Deutschland, Frankreich und England die Bischöfe und Äbte vom Landesherren eingesetzt, die ihnen als Amtsinsignien Ring und Stab überreichten. Der Ursprung hatte das Investiturrecht in der Einrichtung der Eigenkirche; die Einweisung in kirchl. Amt und die Übergabe der oft umfangreichen Besitzungen und Rechte bildeten eine Einheit. Da die Bischöfe und Äbte den Besitz ihrer Kirche wegen ihrer Ehelosigkeit nicht in eine vererbbare Hausmacht umwandeln konnten, sondern wirtschaftlich und militärisch zum Nutzen des investierenden Herrschers einzusetzen hatte, hing an der Investitur Macht und Einfluß des Königtums.

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Anonymous
Gast





BeitragVerfasst am: 14.04.2005, 15:21    Titel: Religion Antworten mit Zitat

Anmerkung zu Katharer

"Guter Gott" Amor (gott der liebe) (geitige form)
"Boeser Gott" Rex Mundi (König der Welt) (körperliche form)

sie glaubten das das universum durch Rex Mundi erschaffen wurde und von daher Böse ist.
das heißt das alles was materiell ist für sie als Böse angesehen wurde.
daher die abneigung und die Zerstörung durch die Kirche.

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Anonymous
Gast





BeitragVerfasst am: 30.01.2006, 20:51    Titel: Religion Antworten mit Zitat

Katharer - Ein kleiner Exkurs

Wer keine Lust auf einen kleinen Exkurs hat...sollte aufhören zu lesen...oder wenn er genauere Informationen
haben möchte unter www.katharer.de nach schauen, wo ich auch diese tollen Ausführungen her habe. Ich hoffe
ihr sehr es mir nach nicht selbst eine solche Arbeit zu schreiben...

Im Jahre 1321 wurde der letzte parfait (ursprünglich katholische Spottbezeichnung für die katharischen Priester) in die Falle der damals eigens für die Katharer erfundenen Inquisition gelockt und verbrannt. Nach der Logik der Katharer, der zufolge nur ein parfait (und zwar ein parfait, der sich dauerhaft als würdig erweist) fähig ist, Glaubende zur Erlösung zu führen, konnte dies seitdem nicht mehr geschehen.

Der Name "Katharer" lässt sich wahrscheinlich zurückführen auf das griechische"Katharos" = "Die Reinen". Eine andere Deutung sieht die Herkunft im hochmittelalterlichen deutschen "Katte" (Katze) , was ein Hinweis auf die angebliche Ketzerpraxis ist, Katzen in Ritualen auf das Hinterteil zu küssen. Diese Verleumdung wurde von der katholischen Kirche grundsätzlich gerne gegen in Ungnade Gefallene verwendet, etwas später z.B. auch gegen die Templer und weitere Ketzergruppen, die es zu denunzieren galt. Das abergläubische Volk ließ sich über derartige Gerüchte gut steuern. Später wurde dann daraus das deutsche Wort "Ketzer". Die Katharer selbst bezeichneten sich als "Gute Christen", also Bons-òmes (gute Männer), bzw. bonas-femnas (gute Frauen) oder amics de Diu ("Freunde Gottes" - die occ. Übersetzung von "Bogomilen", den religiösen Ahnen der Katharer)

Versucht man, dem Phänomen der Katharer auf den Grund zu gehen, sieht man sich Problemen gegenüber:
Es sind kaum Primärquellen vorhanden. Die Inquisition hat über die Jahrhunderte ganze Arbeit geleistet und alles vernichtet oder einkassiert, was ihr unter die Finger kam. So sind bis heute nur eine Handvoll Dokumente der Katharer selbst verfügbar. Kurioserweise müssen also deren ärgste Feinde als Zeugen herhalten: Die Inquisitionsgerichte, die penibel Protokoll über die Verhöre führten, lassen uns heute am besten Einblick in den Alltag der Katharer nehmen. Einige wichtige Primärquellen tauchten erst im 20. Jahrhundert auf und so darf weiterhin gehofft werden.

Der Dualismus der Katharer

Dualismus als Religion besagt, daß es einen guten Gott gibt, der eine ewige und geistige Wirklichkeit als Königreich hat, die nichts mit unserer sichtbaren und vergänglichen Welt zu tun hat und einen bösen Gott, der für die an die Materie gebundene Schöpfung zuständig ist. Die Seelen lebten in ihrem Ursprung in diesem Königreich des guten Gottes, welches
Johannes als "neue Welt" in seinem Evangelium und in der Apokalypse bezeichnet. Die sichtbare, materielle Welt
hingegen ist vor allem durch eines gekennzeichnet: Verfall. Nichts existiert ewig, alles ist zeitlich begrenzt. Tod, Schuld,
Unglück und das unendliche Leiden der Welt sind an Materie gebunden. Und tatsächlich, gerade im Johannes-Evangelium
finden sich Beweise oder zumindest Hinweise zu dieser Erkenntnis.
Die beiden Reiche sind jedoch nicht gleich beständig - nur das Reich Gottes ist ewig und vollkommen.
Diese Vollkommenheit wird am deutlichsten manifestiert durch das Wort "Liebe". Daher kann Paulus im Brief an die
Korinther sagen: "...ohne die Liebe wäre ich nichts ..." - genauso "Nichts", wie diese sichtbare, materielle Welt für den
strenggläubigen Katharer ein "Nichts" ist. Innerhalb der zeitlich begrenzt existierenden Hülle des Menschen ist allerdings
noch etwas übrig von dieser Welt des guten Gottes: die Seele, die etwas Wesentliches, Bleibendes und prinzipiell Gutes
ist, das nicht aus dieser bösen Welt stammt. Die im irdischen Dasein gefangene Seele wieder zu Gott zu führen, ist der
Sinn der katharischen Existenz, vollendet durch das "Consolamentum". Ein Ritual, das nur durch einen parfait
durchgeführt werden konnte. Es scheint Katharer gegeben zu haben, die an Seelenwanderung glaubten und davon
überzeugt waren, dass sich die menschliche Seele wandernd auch in Tieren wiederfinden konnte, Ähnlichkeiten mit dem
östlichen Karma-Glauben sind möglicherweise nicht zufällig. Leider ist die Quellenlage zum Thema Katharer und
Wiedergeburt sehr dünn, so daß nur von Theorien ausgegangen werden kann.

Der fundamentale Gegensatz: Guter Teil des Menschen [Seele] muss das Schlechte [die Welt] überwinden - stellte zwar auch schon eine Basis für das ganze sich entwickelnde Christentum dar, die radikalste Ausprägung kam jedoch über die Bogomilen hin zu den Katharern

Das Leben der Katharer

Ein weiterer großer Unterschied im Vergleich zu anderen christlichen Kirchen zeigt sich bei den Katharern in der Deutung und Gewichtung der Bücher der Bibel. Während andere christliche Kirchen das Alte Testament ohne Wenn und Aber anerkennen, lehnen die Katharer den Gott des Alten Testaments als [bösen] Schöpfer dieser [bösen] Welt ab. Das Alte Testament sei ein Zeugnis für die Herrschaft Satans auf Erden. Der gute Gott ist nur an zwei Stellen zu finden: Im guten Teil des Menschen, seiner Seele und in Christus. Die einzige Möglichkeit des Menschen, wieder zu Gott zurückzufinden, liegt in der totalen Hinwendung zu Christus, besiegelt durch eine rituelle Handlung, die durch einen parfait durchgeführt werden muß. Da nicht jeder dazu willens und fähig war, hatte man eine Zweiklassengesellschaft. Der katharische Klerus, die sogenannten Parfaits, die der strengen Befolgung der noch zu beschreibenden Grundsätze verpflichtet war und die einfachen Gläubigen "Credentes. Diese folgten zwar dem selben Glauben, lebten jedoch ähnlich wie ihre katholischen Nachbarn, das heisst, sie assen Fleisch, bekamen Kinder und waren irdischen Freuden nicht eben abgetan und so sichere Beute für Satan. Jeder gläubige Katharer hatte allerdings noch auf dem Sterbebett die Chance, zu einem Parfait zu werden.

Eine weitere Differenzierung zu anderen Christen fand in der Wertung des Johannes-Evangeliums statt, das Vorrang vor allen anderen biblischen Büchern gehabt hatte. Einer der Katharer-Mythen besagt, dass alle parfaits stets das "wahre" Johannes-Evangelium bei sich hatten. Ob sich das katharische Johannes-Evangelium von anderen unterschied, ist heute nur schwer auszumachen. Sicher ist allerdings, daß es in einer okzitanischen Übersetzung vorlag, also in der Landessprache der Südfranzosen gepredigt wurde. Ein weiterer Punkt, der die Katharer bei der Bevölkerung beliebt machte, denn der katholische Klerus hielt damals am Lateinischen fest, was vom gemeinen Volke niemand verstand. Weiterhin sahen die Katharer das Vaterunser als das einzige vom Herrn gelehrte und somit allein gültige Gebet.

Sieht man die Regeln, denen die Katharer zu folgen hatten, so mag ein jeder für sich selbst beurteilen, wo biblisches Gedankengut verinnerlicht wurde oder anderes:

Kein Mensch oder Tier darf getötet werden, da der Körper eine Seele transportiert, die auf Rettung wartet

Strenges Fasten - da die materielle Welt ohnehin böse ist, zählt nur geistige Nahrung

Alle Arten von sexuellen Aktionen vermeiden, da der Hintergrund ein Fortführen der Schöpfung ist und so das Leiden
der Kreatur auf Erden verlängert, schließlich muß jeder "neue" Körper wieder eine unerlöste Seele tragen

Absolutes Verbot, zu schwören oder zu beeiden

Verpflichtung zum Arbeiten

Die einfachen Gläubigen hatten im wesentlichen die Pflicht,

den parfaits durch ein spezielles Ritual "Melioramentum" Ehre zu erweisen
auf dem Sterbebett das Konsolament zu empfangen und dadurch zu einem echten guten Christen zu werden

Die katharischen Priester waren sich also durchaus der Tatsache bewusst, dass die Vorschriften eines guten Christen für den normal-gläubigen nicht oder nur kaum zu erfüllen waren. Durch den Kunstgriff der Priesterweihe auf dem Sterbebett konnte jeder zu einem endgültig guten Christen werden - denn ein Verstoß gegen die beinharten Pflichten der Priesterkaste war dann nicht mehr m öglich.

Während die römische Kirche in einer Sprache predigte, die von den einfachen Menschen nicht verstanden wurde, schauten die Katharer ihren Leuten dreihundert Jahre vor Luther bereits "auf's Maul". So kam es Jahrhunderte vor der Reformation zu einer Demokratisierung des Glaubens, die der römischen Kirche, die ihre Geheimnisse eifersüchtig hütete, nicht recht sein konnte. Ganz bewusst enthielt man bis in die Neuzeit allen Nichtklerikern die Bibel vor. So sollte auch die Deutungshoheit in der Hand der Kirche bleiben.

Allerdings: die oben geschilderten Regeln machten es den Inquisitoren leicht, einen Katharer zu demaskieren: Er brauchte nur aufgefordert zu werden, z.B. auf die Jungfrau Maria schwören, im mittelalterlichen Rechtsverständnis eine bedeutende Bekräftigung. Ein echter Katharer konnte sich hier nur strikt weigern, da eine irdische Mutter des göttlichen Prinzips Christus genauso wenig Sinn machte, wie das Schwören auf sie. Ein weiterer beliebter Test war das Vorsetzen von Fleisch. Ein Katharerparfait konnte sich auch hier nur verweigern.

Ich hoffe dies gibt einen guten Eínblick in das Leben und den Glauben der Katharer....

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